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(2) F1 - STERILITÄT BEI KREUZUNG VERSCHIEDENER REISSORTEN

Über einen für unsere Fragestellung wichtigen Punkt, nämlich der Inkompatibilität zwischen verschiedenen Reissorten, berichten Oka und Morishima 1982:

(p. 41:) The diverse cultivars of Oryza sativa L. are largely divisable into the Indica and Japonica types. The wild progenitor of O. sativa is considered to be the common wild rice distributed in tropical Asia, the Asian form of O. perennis MOENCH (Oka, 1964a, 1974b) ... the varieties of this wild species show no trace of differentiation into two such types as the Indica and Japonica (Morishima et al. 1961; Oka & Chang, 1962) ... This suggests that the wild progenitor of O. sativa has a genetic potentiality to bring about the two types when domesticated.

(p. 42:) The partial sterility of F1 plants between distantly related rice cultivars is well known since the early days ...

... On the other hand, many strains of O. perennis were found to produce fertile F1 plants with different cultivars which were intersterile. The genetic basis of the F1-sterility was analyzed by the use of three-varietal crosses (Oka, 1957b) and isogenic lines carrying a sterility gene (Oka 1974a). It was gametophytic and controlled by a number of duplicate genes governing gametic development. Gametes possessing a double recessive combination of the genes deteriorated during development. In addition to this, cyto- (p. 43:) plasmic pollen sterility with a gametophytic fertility-restoring gene was also detected (Shinjyo, 1969). .... The F2-sterility was mainly sporophytic and controlled by duplicate genes governing gametic development through sporophytic tissues; plants with recessive combinations of those genes showed partial sterility (Oka & Doida, 1962; Oka 1978).

(p. 44:) The F1 plants from both PI (indica) X PW (wild) and PJ (japonica) X PW (wild) were fully fertile in both the percentages of normal pollen and seed setting; in contrast, those between P1 and PJ, observed elsewhere, gave a pollen fertility of 48 % and an about 40 % seed fertility.

Kumaran und Madhava Menon weisen 1932, p. 525 darauf hin, dass das Phänomen der Sterilität, das gewöhnlich zwischen Reis-Varietäten der zu Oryza sativa gehörenden Gruppen indica und japonica besteht, ein großes Forschungsgebiet für zahlreiche Forscher ist. Da chromosomale und plasmatische Unterschiede im wesentlichen entfallen, muss es sich um genische Unterschiede zwischen den Eltern handeln. Die Wirkung zweier rezessiver Gene addiert sich bereits in der F1 zu Sterilität, wie Oka und Morishima oben ausgeführt haben. An anderer Stelle hat Oka (1974, p. 521) hervorgehoben, dass die F1 - Hybriden verschiedener Reis-Varietäten (und zwar nicht nur der beiden zitierten Sorten) einen Sterilitätsgrad von 5 bis 95 % aufweisen können (Maßstab: normale Gameten als 100 % fertil gesetzt). Mit einer über 90prozentigen Sterilität zwischen verschiedenen Linien haben wir praktisch den oben angenommenen Fall der F1-Sterilität zwischen zwei Formen erreicht (nach Grant sind Linien, die nur bis zu 6 % fertilen Pollen produzieren "hochsteril").

Handelt es sich nun bei solchen Linien um jeweils zwei verschiedene Arten? Keiner der zahlreichen Reisgenetiker hat diese Schlussfolgerung gezogen. Nach wie vor werden solche Linien - auch bei nahezu völliger Sterilität der F1-Hybriden - als Varietäten von Oryza sativa geführt. Andere Vorschläge sind mir nicht bekannt. Wenn man sich noch vergegenwärtigt, dass sowohl die indischen wie auch die japanischen Reissorten mit dem Wildreis kreuzbar sind und sogar beim Vorkommen im gleichen Areal, d.h. wenn der Mensch seinen Reis in der Nähe von wildwachsenden Formen anbaut, natürliche Hybridpopulationen auftreten (Oka und Chang 1961; Oka und Morishima 1971), dann wird einem klar, dass es sich bei diesen Formen der Sterilität um sekundäre Erscheinungen handelt, die wenig oder gar nichts mit der eigentlichen Zielsetzung des Neodarwinismus zu tun haben, nämlich der Neubildung und Neuordnung von Strukturen zu immer komplexeren und höher integrierten Lebensformen, von den 'einfachsten' Lebensformen bis zum Menschen. (Weitere Beispiele für "F1 weakness" beim Reis bei Sato und Morishima 1986, 1987 und 1988 mit Hinweisen auf ähnliche Fälle bei der Baumwolle und Mimulus.)


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