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Aus: Religion Staat Gesellschaft (Journal for the Study of Beliefs and Worldviews), 7. Jahrgang 2006, Heft 2, pp. 289 - 318 (erschienen am 25. Mai 2007), Verlag Duncker und Humblot, Berlin.

Intelligent Design (ID) liefert wissenschaftliche Erklärungen

Methodologische Bemerkungen zu einem klaren Verhältnis (Erste Diskussionsrunde)

Von Wolf-Ekkehard Lönnig und Frieder Meis

„Everything should be made as simple as possible, but not simpler.“
Albert Einstein (zugeschrieben)

I. Ursprung und Funktion der Organismen als zwei grundlegend verschiedene Fragestellungen

Die Autoren Gutmann und Warnecke verweisen im vorhergehenden Beitrag Liefert Intelligent Design wissenschaftliche Erklärungen? Methodologische Bemerkungen zu einem unklaren Verhältnis durchgehend auf den „methodologischen Reduktionismus“ als Grundlage des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns in den Naturwissenschaften allgemein und der Biologie im besonderen. Mit dem methodologischen Reduktivismus meinen Gutmann und Warnecke unter anderem eine Methode zur Erlangung von „Wissen, dessen Geltung ‚transsubjektiv‘ sein soll“, d. h. es wird „Personen- und Situationeninvarianz“ gefordert.

Wir möchten zur Objektivitätsfrage hervorheben, daß wir mit der Forderung, daß das erlangte Wissen grundsätzlich für jeden Menschen nachvollziehbar sein soll1, in voller Übereinstimmung mit den Autoren sind.

Weiter sind Gutmann und Warnecke der Auffassung, daß nur „bestimmte Typen von Gründen (als relevant und einschlägig) für eine biologische Erklärung“ zugelassen werden sollten. „Der methodologische Reduktionismus beschränkt die Wissenschaft auf Mittel der Physik und Chemie.“2 Zur Notwendigkeit der erfahrungswissenschaftlichen (empirischen) Bestätigung wird hervorgehoben: „Biologische Erklärungen unterscheiden sich insofern nicht von weder physikalischen noch chemischen: Denn auch in der Biologie werden wir nur die genannten Gesetzesformen zulassen“3, die uns die kausalen Zusammenhänge für die Ursache-Wirkungs-Beziehung beim Studium biologischer Objekte verständlich machen.

Auch in dieser Frage möchten wir zunächst hervorheben, daß wir mit den Autoren zur „wissenschaftlichen Beschreibung biotischer Gegenstände“ samt der von ihnen zitierten Beispiele (Herz/Kreislauf, Vogelfügel, nicht fliegende Elephanten etc.) in weitgehender methodischer Übereinstimmung sind. Wir möchten jedoch ergänzen, daß wir in der Ursachenfrage zum Ursprung der Organismen aufgrund eines umfangreichen naturwissenschaftlichen Tatsachenmaterials eine entscheidende Differenzierung vornehmen. Diese Differenzierung möchten wir an Hand der Aussage eines der bedeutendsten Paläontologen des 20. Jahrhunderts, Alfred Sherwood Romer, veranschaulichen. Er wendet sich gegen einen intelligenten Ursprung der Arten und gegen „theories of supernatural agencies“ (die – das sei vorweg schon einmal betont – in der ID-Diskussion gar nicht zur Debatte stehen) mit folgenden Worten:

„By the nature of the underlying assumptions one cannot, of course, prove or disprove theories of supernatural agencies by scientific research or experiment; but before resorting to such unprovable hypothesis, a scientist should attempt to explain the pertinent phenomena of nature in terms of natural laws. To concider a simpler example of the same sort: If a person were to tell me that my automobile is activated by a small, invisible daemon who resides beneath the hood or bonnet, I could not, from the nature of the case, prove him wrong. But although the internal workings of modern automobile are so complex that I do not fully understand them, I do have some comprehension of the nature of an electric spark and the explosiveness of such hydrocarbons as petrol-gasoline. Despite my own ignorance, I am sure that a natural explanation can be found for the way in which an internal combustion engine operates, and the daemon is unnecessary and might well be left out. In the same category as hypotheses of supernatural intervention are those which suggest the presence of some urge or desire within the animal itself which pushes it forward along an evolutionary path. The French philosopher Bergson believed in the existence of a mysterious, driving force which he termed an ‚élan vital‘. But this gets us nowhere; he fails to define the nature of this force in understandable physical, chemical, or biological terms. As Sir Julian Huxley has remarked, the naming of an ‚élan vital‘ explains no better the workings of an organism than would the attempt to interpret the operation of a railway engine as due to an élan locomotif.“4

Abgesehen von der Frage, ob man im vorliegenden Falle „theories of supernatural agencies“ wirklich nicht widerlegen könnte, beruhen die von Romer aufgeführten technischen Veranschaulichungen zur Ausgrenzung intelligenter Ursachen in der Biologie jedoch auf einer so eindeutigen und simplen Verwechslung zweier Fragen, daß der Fehler, der in dieser Argumentation steckt, intersubjektiv voll verständlich sein dürfte: In der Biologie, genau wie in der Technik, können wir einmal nach der Funktion der Systeme und zum anderen nach deren Ursprung fragen. Ein rein „mechanistisch“, d. h. allein mit den Mitteln der Physik und der Chemie arbeitendes und erklärbares System kann sehr wohl einen intelligenten Ursprung haben.

Im Fall der Technik ist es der Mensch, der plant, Ziele setzt, der die Materie zu technischen Systemen anordnet. Ohne den Geist des Menschen gibt es keine Technik. Die Materie ist nicht in der Lage, sich von selbst zu Fernsehapparaten, Computern oder, was Romer als Beispiel erwähnt, Autos und Lokomotiven zu organisieren. Der ‚Ursprung‘ all dieser Systeme setzt zielstrebiges Handeln, Intelligenz, Geist voraus. Die Funktion dieser Systeme erfolgt nach den uns bekannten physikochemischen Gesetzlichkeiten, ohne daß eine Intelligenz nun ununterbrochen in das Geschehen eingreifen und es in allen Einzelheiten weiter steuern müßte. Gesteuert werden müssen nur die Systeme als ganze. Aber auch diese Steuerung kann in den Gesamtplan eines noch umfassenderen Systems einbezogen sein, ohne daß der Mensch laufend eingreifen müßte, wie uns die Forschung im Bereich Kybernetik zeigt. In der Frage, die Romer behandelt, geht es um den Ursprung der biologischen Systeme. Um intelligente Ursachen aus der Diskussion von vornherein so weit wie möglich auszuklammern und um zu zeigen, wie unnötig solche Erklärungen sind, bringt er mit Huxley nun zwei Beispiele aus der Funktion der Technik – daß diese Technik ihren Ursprung durch die Intelligenz des Menschen hat, wird dabei einfach übergangen.

Ursprung und Funktion werden hier also von Romer und Huxley verwechselt; ein ironischer ‚élan locomotif‘ ändert daran nichts. Bei klarer Unterscheidung der Begriffe sind Beispiele aus der Technik wohl die besten Beweise dafür, daß die uns bekannten materiellen Gesetzlichkeiten zur Erklärung des Ursprungs der Organismenwelt nicht notwendigerweise ausreichen. Das heißt, selbst wenn sämtliche Funktionsfragen in der Biologie physikochemisch vollständig geklärt wären, könnten wir mit diesen Antworten noch nicht die kausale Lösung des Ursprungsproblems implizieren.

Gutmann und Warnecke aber verabsolutieren nach Aufführung von funktional-biologischen Beispielen den methodologischen Reduktivismus, indem sie für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn diese Methode als unabweisbar einzig mögliche und richtige betrachten: „gut begründetes Wissen“, „explizites Wissen“, „Wahrheitswerte“ sind in der Naturwissenschaft – unter prinzipiellem Ausschluß von intelligentem Design für die Ursprungsfrage – nach dieser Vorentscheidung ausschließlich durch kausal-physikochemische Erklärungen möglich.

Nach dieser Vorentscheidung, deren Absolutheitsanspruch wir unten genauer untersuchen wollen, bedeutet ID dagegen das Verlassen des „wissenschaftlichen Skopus“, denn es sind lediglich „kausale Zusammenhänge“ im Sinne der Physik und der Chemie „für die Ursache-Wirkungsbeziehung zugelassen“ – wobei sich allerdings für uns die Frage erhebt, ob dabei die z. T. auch akausalen quantentheoretischen und kosmologischen Erkenntnisse der modernen Physik und Astronomie einschließlich des anthropischen Prinzips von Gutmann und Warnecke (trotz weiterer Ausführungen der Autoren zum Thema Kausalität) tatsächlich voll berücksichtigt werden. Aber wir wollen diese Frage hier offen lassen und nur feststellen, daß die Autoren aufgrund ihrer Vorentscheidung nun ebenfalls mit dem Anspruch auf völlige Richtigkeit und Sicherheit zu dem Ergebnis kommen, daß „im naturwissenschaftlichen Sprachspiel bestimmte Ausdrücke wie etwa ‚Schöpfer‘, ‚Gott‘, ‚Designer‘, ‚Design‘ etc. bedeutungsfrei, gar sinnlos sind: Es kommen ihnen keine Wahrheitswerte zu“.

Im Gegensatz zu den meisten uns bekannten Biologen und weiteren Naturwissenschaftlern relativieren jedoch die Autoren etwaige ontologische5 Ansprüche des methodologischen Reduktivismus, wenn sie u. a. feststellen: „Methodisch heißt dieser Reduktivismus in Abgrenzung etwa von ‚ontologischen‘ Verständnissen, insofern ihm keine Vermutungen über die beschreibungsunabhängige Existenz der Explananda zugrunde liegen. Es soll hingegen ‚nur‘ ein Modell dafür (vgl. Gutmann 1996, Janich / Weingarten 1999) vorgelegt werden, das es eben ermöglicht, die jeweiligen Vorgänge handhabbar zu machen.“

Abgesehen von der Frage, ob „gut begründetes Wissen“, „explizites Wissen“ und „Wahrheitswerte“ mit der „Handhabbarkeit“ in der naturalistischen Interpretation6 der Ursprungsfragen identisch sind, möchten wir betonen, daß für die meisten zeitgenössischen Naturwissenschaftler die Antwort der Evolutionslehre weit mehr ist als nur ein Modell, um die hypothetischen Vorgänge handhabbar zu machen. Wir finden vielmehr regelmäßig den ontologischen Anspruch auf die „absolute Wahrheit“, der sich u. a. in der ununterbrochenen Wiederholung der Behauptung „Die Evolution ist eine Tatsache“ äußert sowie in dem vielbeschworenen Satz, nichts in der Biologie mache Sinn, außer im Licht der Evolution (Dobzhansky).7

Denn von den meisten ihrer Befürworter wird die erweiterte Synthetische Evolutionstheorie als rein naturgesetzliche Erklärung unter prinzipiellem Ausschluß von intelligentem Design auch ontologisch als unanfechtbar „letzte Antwort“ betrachtet. So wird von führenden Evolutionsbiologen z. B. behauptet, die heutige Theorie erkläre „jede bekannte Lebensform“ (Huxley), keine andere Lehre habe sich „so restlos als wahr erwiesen wie die Abstammungslehre Ch. Darwins“ (Lorenz), „sie ist eine Tatsache und wir brauchen das nicht länger zu beweisen“ (Mayr), „die Evolution gab es in der Tat, und der Mensch ist ein Teil davon“ (Martin), „Evolution is true – and the truth can only make us free“ (Gould)8 (man beachte die religiöse Dimension dieses Zitats nach Johannes 8, Vers 32). Zum ontologischen Anspruch der Evolutionslehre lassen wir hier noch einige weitere Zitate folgen:

„Campbell, Reece and Mitchell’s Biology treats students to an interview with Richard Dawkins, who tells them: ‚Natural selection is a bewilderingly simple idea. And yet what it explains is the whole of life, the diversity of life, the complexity of life, the apparent design of life‘, including human beings, who ‚are fundamentally not exceptional because we came from the same evolutionary source as every other species. It is natural selection of selfish genes that has given us our bodies and our brains.‘ But our existence was not planned, because natural selection is the blind watchmaker, ‚totally blind to the future.‘

Students who have moved beyond introductory biology to study evolution in greater detail might find themselves reading Douglas Futuyma’s textbook, Evolutionary Biology. According to Futuyma, Darwin’s ‚theory of random, purposeless variations acted on by blind, purposeless natural selection provided a revolutionary new answer to almost all questions that begin with „Why?“‘ The ‚profound, and deeply unsettling, implication of this purely mechanical, material explanation for the existence and characteristics of diverse organisms is that we need not invoke, nor can we find any evidence for, any design, goal, or purpose anywhere in the natural world, except in human behavior.‘ (emphasis in original) Futuyma goes on to explain that ‚it was Darwin’s theory of evolution, followed by Marx’s materialistic (even if inadequate or wrong) theory of history and society and Freud’s attribution of human behavior to influences over which we have little control, that provided a crucial plank to the platform of mechanism and materialism‘ that has since been ‚the stage of most Western thought‘.“9

Seit Haeckel (1866) beherrscht diese Geisteshaltung nicht nur weite Teile der Biologie, sondern auch fast sämtliche ‚übrigen‘ Wissenschaftszweige bis hin zur Theologie. Und wir möchten an dieser Feststellung die Frage anschließen, ob nicht vielleicht auch der methodologische Reduktivismus durch den oben zitierten Absolutheitsanspruch Gutmanns und Warneckes mehr ist als nur eine Methode der Handhabbarkeit und de facto vielleicht doch eine ontologische Fragestellung (um es vorsichtig zu formulieren) impliziert.

II. Wie weit ist der methodologische Reduktionismus in der biologischen
Ursprungsfrage bisher gekommen?

Wir möchten zunächst hervorheben, daß wir mit Gutmann und Warnecke übereinstimmend die naturalistische Methodik als sehr erfolgreich für die Funktionsfrage in der Biologie einschätzen und zugleich der Feststellung von der „grundsätzlichen Unabschließbarkeit empirischen (und vermutlich generell wissenschaftlichen) Wissens“ zustimmen. Bei der Anwendung des methodologischen Reduktivismus auf die biologische Ursprungsfrage kommen wir jedoch zu Ergebnissen, die sich von denen der Autoren in mehreren Punkten grundlegend unterscheiden.

In Gutmanns und Warneckes Text spielen biologische Widerlegungen zur ID-Frage „keine zentrale Rolle“, weil nach Auffassung der Autoren solche „schon von anderer Seite sehr umfassend und gründlich vorgebracht wurden“ – worauf einige Literaturangaben folgen.

Die Autoren behaupten jedoch nur wenige Zeilen zuvor, daß die ID-Theorie „schwer zu definieren“ sei und daß in ihrem Falle „gerade jener Typisierung [wie sie ansonsten im wissenschaftlichen Diskurs selbstverständlich erscheint] entgegengewirkt wird, indem bei einer Kritik der Hinweis erfolgt, daß dies nicht das eigentliche ID-Argument sei.“

Wenn also die Autoren feststellen, daß biologische Widerlegungen dieser Theorie schon von anderer Seite „sehr umfassend und gründlich vorgebracht wurden“, könnte man die Frage stellen, wie das für eine nach Auffassung der Autoren schwer zu definierende und kaum typisierbare „Gruppe von Ansätzen“ überhaupt möglich ist.

Wir möchten an dieser Stelle weiter hervorheben, daß nach unserer Einschätzung auf der Basis jahrelanger, gründlicher Recherchen und Diskussionserfahrungen in der Biologie bisher keinerlei ernstzunehmende (testbare) Widerlegungen zur ID-Theorie vorgelegt worden sind und möchten dabei am Rande anmerken, daß auch unser geschätzter Diskussionspartner Mathias Gutmann in der öffentlichen (mündlichen) Diskussion mit Siegfried Scherer am 12. Januar 2006 an der TU München zum Thema „Evolutionstheorie: Pro und Contra“ nach unserem jetzigen Kenntnisstand die biologisch-naturwissenschaftliche Argumentation Scherers weder umfassend noch gründlich widerlegt hat (vgl. z. B. den Pro-Gutmann-Beitrag von Herbert Huber 2006).10

Fünf Punkte möchten wir zu dieser Thematik hervorheben:

1. Die Enstehung des Lebens

Die Probleme zu den Hypothesen der naturalistischen Lebensentstehung haben in den letzten 50 Jahren so ungeheuer zugenommen, daß die Euphorie der 1950er Jahre nach den Miller/Urey-Versuchen fast vollends der Ernüchterung Platz gemacht hat und zur Zeit nur eine erstaunlich hohe Zahl von sich gegenseitig häufig widersprechenden Hypothesen und unbefriedigenden Ansätzen existiert, die nach dem Studium einer gründlichen naturwissenschaftlichen Detailkritik aller bis 2004 vorgetragenen Hypothesen einen Forscher und Nobelpreisträger wie Richard Smalley zu folgender Feststellung veranlaßt haben: „Evolution has just been dealt its death blow. After reading ‚Origins of Life‘ [2004] with my background in chemistry and physics, it is clear that evolution could not have occurred.“11

Natürlich kann man gegen die Gültigkeit dieser Aussage auf die „grundsätzliche Unabschließbarkeit empirischen Wissens“ verweisen und der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß vielleicht in Zukunft doch noch eine Antwort im Sinne des methodologischen Reduktivismus gegeben werden wird. Der Trend der Forschungsergebnisse zur Entstehung des Lebens ist jedoch unverkennbar: Die fortschreitende empirische Forschung hat uns immer weiter von einer naturalistischen Erklärung entfernt, und die Kluft zwischen den ursprünglichen Erwartungen und dem jetzigen empirischen Kenntnisstand in diesen Fragen ist derart gewaltig, daß heute praktisch alle Fachleute auf diesem Gebiet die stetige Zunahme der Problematik konzedieren, auch wenn sie in ihrer Beurteilung der Lage nicht so weit gehen wie Richard Smalley und eine naturalistische Antwort weiterhin für möglich und erstrebenswert erachten. Wir hätten es demzufolge nur mit einer Kenntnislücke zu tun, die eben noch zu schließen sei.

Eine grundsätzliche Frage möchten wir jedoch in diesem Zusammenhang schon erwähnen, eine Frage, die wir apodiktisch auf den folgenden Nenner bringen (und wir bitten unsere Leser, diese Frage auch bei den weiteren Ausführungen im Sinn zu behalten): Könnte die Lücke vielleicht doch nicht in unserem jetzigen physikochemischen Wissen um die relevanten empirischen Tatsachen liegen, sondern vielmehr in der verabsolutierten naturalistischen Erkenntnismethode? Oder anders formuliert: Könnte der methodologische Reduktionismus mit seiner absoluten Beschränkung aller wissenschaftlichen Erklärungen auf die alleinigen Mittel der Physik und Chemie eventuell in dieser Frage zu kurz greifen?

Oder: Wird die Methodik selbst vielleicht derart verabsolutiert, daß sie prinzipiell niemals an ihre Grenzen stoßen und als Methode bei Grenzüberschreitungen falsifiziert werden kann? Dann handelt es sich jedoch in den Bereichen, in denen sich ihre Inadäquatheit abzeichnet, nach unserem Verständnis um ein quasireligiöses Dogma.

2. Die Pro- und Eukaryontengeißeln

Die von Gutmann und Warnecke nach Miller (2003) und Musgrave (2004) zitierte Erklärung der Entstehung der Bakteriengeißel ist sachlich unzureichend (vgl. dazu die Antworten von Dembski, Luskin, Minnich und Meyer [Referenzen siehe unten]).

Allgemein ist zu den Literaturhinweisen von Gutmann und Warnecke anzumerken, daß diese Referenzen nicht die gründliche und ausführliche Sachkritik an den Widerlegungsversuchen zu ID berücksichtigen, eine Sachkritik, die bislang in praktisch allen Fällen die Unhaltbarkeit der biologischen Gegenkritik nachgewiesen hat (vgl. zum Beispiel die 30 Beiträge zur Detailwiderlegung solcher Widerlegungsversuche von Michael J. Behe12 und die 63 Kapitel von William A. Dembski13 sowie die Aufsätze zahlreicher weiterer Wissenschaftler und Fellows des Discovery Instituts14 sowie die ausführliche Rezension des Buches Streitpunkt Evolution von Werner J. Gieffers15).

Ein paar Details zu den Pro- und Eukaryontengeißeln möchten wir im folgenden diskutieren. Gutmann und Warnecke schreiben u. a. (Punkt 2 der empirischen Einwände): „Es wird behauptet, die Einzelfunktionen der Komponenten dieser Systeme ergeben sich nur und genau aus der Gesamtfunktion der Systeme.“ Damit wären die Einzelfunktionen der Komponenten auf eine Weise definiert, daß ein modularer Aufbau der Organismen ausgeschlossen wäre (was unserem Kenntnisstand auf praktisch allen biologischen Gebieten deutlich widersprechen würde, nicht zuletzt der Biochemie). Das ist allerdings in der Definition des Biochemikers Michael J. Behe, die auch von den Autoren zitiert wird, keineswegs enthalten:

„By irreducibly complex I mean a single system composed of several well-matched, interacting parts that contribute to the basic function, wherein the removal of any one of the parts causes the system to effectively cease functioning.“16

Gutmann und Warnecke meinen weiter (Punkt 3): „Es wird behauptet, die Komponenten könnten nicht für sich allein funktionieren bzw. hätten für sich allein keine Funktion.“

Diese Aussage ist unzutreffend, wenn auch die meisten biologischen Komponenten im Verbund arbeiten. Ein und dasselbe Modul kann jedoch in ganz unterschiedlichen Systemen eine Funktion haben, wie uns auch zahlreiche Beispiele aus der Technik zeigen: So wird der gleiche ARM-RISC-Mikroprozessor beispielsweise in Mobiltelefonen, Digitalkameras, PDAs, Spielkonsolen, PCs, Fotokopiergeräten, Festplatten, TV-Decodern, Smart Cards, Navigationssystemen, Bank-Terminals etc.17 eingesetzt. Was auf die Hardware zutrifft, trifft auch auf die Software zu: In höheren Programmiersprachen macht man sich den modularen Aufbau von Programmcodes zunutze, indem man häufig wiederkehrende Algorithmen in Funktionen packt (z. B. mathematische Funktionen oder Grafikfunktionen wie das Zeichnen einer Ellipse), die wiederum in großen Funktionsbibliotheken (Klassen und Assemblies) organisiert sind, und diese Funktionen im Code unterschiedlichster Applikationen an geeigneter Stelle aufruft. So muß man das Rad nicht immer neu erfinden, sondern greift auf getestete, universell einsetzbare Codeblöcke zurück. Modulare Programmierung ist unzweideutig ein Zeichen für intelligentes Designen von Software.

Ähnliches finden wir auch in biologischen Systemen, von der Genetik (Software) bis zur Anatomie (Hardware).

Es erheben sich jedoch zu den biologischen Komponenten, die auch „für sich allein funktionieren“ können, folgende Fragen: Sind solche Einzelfunktionen in Zahl und Funktion ausreichend, um einen bestimmten Fall von irreducible complexity mit völlig neuer Funktion zu erklären? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß sich die Einzelkomponenten zufällig zu einer neuen harmonisch-synorganisierten Struktur mit biologischer Funktion und eindeutigem Selektionsvorteil zusammenfügen? Oder um ein weiteres grundlegendes Problem anzusprechen: Welche Funktionen sollen beispielsweise Proteine gehabt haben, bevor das erste Lebewesen ins Dasein kam? Ihre Funktionen definieren sich ja erst durch ihren biologischen Kontext. Außerhalb sind sie funktionslos.

Gutmann und Warnecke fahren fort: „Entgegen der Vermutung sind zunächst für wichtige Einzelbauteile ‚der‘ Eukaryoten-Geißel Einzelfunktionen nachweisbar, die z. T. jener im ‚Gesamtgefüge‘ entsprechen, z. T. (zumindest direkt) damit nichts zu tun haben.“

Hierzu möchten wir feststellen, daß ein nichtmodularer Aufbau der Organismen von ID-Theoretikern keineswegs „vermutet“ oder gar postuliert wird. Das gilt auch für die Pro- und Eukaryontengeißeln.

Gutmann und Warnecke bemerken weiter: „Es wäre also möglich, über eine klassische Funktionswechselsequenz gerade jene Aggregation im Sinne einer Funktionsveränderung und evtl. -verbesserung (in einer bestimmten Hinsicht) als sukzessive Reihe zu begründen.“

Die Autoren setzen hier bereits voraus, daß das über eine Funktionswechselsequenz „möglich“ ist, ohne jedoch die relevanten Detailfragen dazu beantwortet zu haben. Im Moment handelt es sich jedoch um nicht mehr als eine „Denkmöglichkeit“, und zwar unter mehreren unbewiesenen Voraussetzungen, die schon als sicher gegeben angenommen werden (wohl u. a. aus dem Grund, daß es mit dem methodischen Reduktivismus als einzig zulässige Methode, reales Wissen zu gewinnen, kaum anders geht).

„Hypothesen sind Gerüste, die man vor dem Gebäude aufführt und die man abträgt, wenn das Gebäude fertig ist. Sie sind dem Arbeiter unentbehrlich; nur muß er das Gerüste nicht für das Gebäude ansehn“ (Goethe, Maximen und Reflexionen).18

Der Botaniker Wilhelm Troll schreibt über die Deszendenzlehre: „Es passen auf ihre Vertreter die Worte, die einst C. E. von Baer den Deszendenztheoretikern seiner Tage entgegengehalten hat: daß sie sich etwas ausdenken, was als möglich erscheint, um daraus ohne weiteres auf dessen Wirklichkeit zu schließen.“19 „Denkbar“ ist jedoch viel mehr, als die Realität zuläßt.

Weiter Gutmann und Warnecke: „Ganz ähnlich scheinen die Verhältnisse bei „der“ Bakterien-Geißel zu liegen (dazu Miller 2003, sowie im cytologischen Detail Musgrave 2004).“

Nach den detaillierten Antworten von Dembski 200320 sowie Minnich und Meyer 200421 und Luskin 200622 scheinen die Verhältnisse bei Bakteriengeißeln tatsächlich grundsätzlich anders zu liegen.

Meyer hat die Hauptpunkte präzis auf den folgenden Nenner gebracht:

„It’s true that the tiny cellular pump that forms part of the flagellar mechanism can also function separately in other contexts. Superficially, this does seem to support Professor Miller’s contention that ‚natural selection‘ could have ‚co-opted‘ functional parts from earlier simpler systems to produce the flagellar motor, especially since the pump is made of ten proteins that are also found in the forty-protein motor that Professor Behe has made so famous. Case closed?

Not quite. Miller’s scenario faces at least three key difficulties. First, the other thirty or so proteins in the flagellar motor are unique to it and are not found in any other living system. From where, then, were these protein parts co-opted? Second, as flagellum expert Prof. Scott Minnich points out, even if all the protein parts were somehow available to make a flagellar motor during the evolution of life, the parts would need to be assembled in a specific temporal sequence similar to the way an automobile is assembled in factory. Yet, in order to choreograph the assembly of the flagellar motor, present-day bacteria need an elaborate system of genetic instructions as well as many other protein machines to regulate the timing of the expression of these assembly instructions. Arguably, this system is itself irreducibly complex. In any case, the co-option argument tacitly presupposes the need for the very thing it seeks to explain, a functionally interdependent system of proteins. Third, analyses of the gene sequences of the two systems suggest that the flagellar motor arose first and the pump came later. In other words, if anything, the pump evolved from the motor, not the motor from the pump.“ 23

Gutmann und Warnecke schreiben weiter: „Auch konnte für das von Behe bemühte Beispiel der Mausefalle eine einfache(re) technische Alternative (mit weniger als der als notwendig behaupteten Zahl von Teilen) angegeben werden (s. Miller 2003, Young 2004).“

Behe hat auf diese „Mausefallen-Kritik“ in einem ausführlichen Kapitel in allen Details überzeugend geantwortet.24 Nach unserer Einschätzung würde die einfachste denkbare Mausefalle wohl nur aus einem Teil bestehen: Aus einem großen Klecks (für Mäuse) gut riechenden und für die Aufgabe adäquat funktionierenden Klebstoffs. Das Problem ist aber nicht: „Wie bekomme ich eine möglichst einfache Falle?“, sondern „Wie bekomme ich diese Falle oder zumindest eine Falle, die nach diesem Prinzip funktioniert?“

Gutmann und Warnecke: „Bei allen genannten – und mithin mutatis mutandis auch allen der Form nach entsprechenden – Einwänden handelt es sich um Aussagen, die in Widerspruch zu Grundannahmen der ID-Konzeption stehen.“

Die Grundannahmen der ID-Konzeption wurden von Gutmann und Warnecke in den wesentlichen Punkten bedauerlicherweise nicht korrekt dargestellt (und wir kennen tatsächlich keinen ID-Theoretiker, der auf diese Weise argumentiert); die Widersprüche erledigen sich damit von selbst.

Gutmann und Warnecke fahren fort: „Dies ist insofern ein Problem, als für empirisches Wissen immer gilt, daß es sich um ein bezüglich ausgezeichneter Verfahren ‚gut begründetes Wissen‘ handelt.“

„Empirisches Wissen“ im Sinne einer naturalistischen und testbaren Erklärung des Ursprungs der Pro- und Eukaryontengeißeln liegt bisher nicht vor. Empirisch gut begründet hingegen ist zum Beispiel die Aussage, daß Leben nur aus Leben entsteht. Im Falle der Geißeln gilt ebenfalls: Bakterien und Eukaryonten mit Geißeln entstehen nur aus Organismen mit den entsprechend komplexen genetischen Programmen für eine Geißelbildung. Die de-novo-Entstehung der Programme durch physikochemische Gesetzlichkeiten kann bisher empirisch nicht nachgewiesen werden, wohl aber die Entstehung prinzipiell vergleichbarer (komplex-informationsreicher) Programme durch intelligentes Design.

Die Autoren bemerken weiter: „Es ist daher weder verwunderlich noch gar eine Einschränkung seines Wertes, daß ihm nur hypothetische, nicht aber apodiktische oder kategorische Geltung zukommt.“

Hier sei noch einmal hervorgehoben, daß eine starke Differenz besteht zwischen dem, was viele Autoren wirklich glauben (apodiktische Geltung: „die Makroevolution ist eine Tatsache“ – also zum Beispiel auch die Entstehung der Bakteriengeißel durch Mutation und Selektion oder Co-Option oder noch unbekannte physikochemische Prozesse), und dem, was wissenschaftstheoretisch zulässig ist (nur hypothetische Geltung). (Siehe weitere Punkte dazu oben.)

3. Das Synorganisationsproblem bei Utricularia

Alle naturalistischen Ansätze zur Erklärung des Ursprungs der Lebensformen sind bislang am Synorganisationsproblem gescheitert, welches wir mit den Pro- und Eukaryontengeißeln im Prinzip schon angesprochen haben. Das im folgenden verkürzt wiedergegebene Beispiel des Fangmechanismus der „fleischfressenden“ Pflanzengattung Utricularia möchte die Problematik, die für alle bisherigen Evolutionstheorien gilt, veranschaulichen:

„The bladders, or traps, are hollow structures having an entrance closed by a flexible door or valve. The interior of the traps is maintained under a state of water tension (pressure lower than of the surrounding water) by a physiological process that causes water to pass from the interior to the outside. This results in a flattening or incurving of the trap walls, but the door remains secure. When a small animal approaches and strikes certain bristles that project from the surface of the door, it suddenly releases, and a quick inflow of water sucks the prey inside, where it is eventually digested.“25

Der Vorgang spielt sich in einer 500stel Sekunde ab. Voraussetzung für den Fang und die Verdauung sind zahlreiche genauestens aufeinander abgestimmte Strukturen und Funktionen, die hier graphisch dargestellt werden:

Der Wasserschlauch (Utricularia vulgaris)

Eine schematische Animation - bitte klicken
Utricularia. Längsschnitt durch die Blase. Schematisiert, zum Teil nach LLOYD. Klappe (zur Verdeutlichung) etwas angehoben gezeichnet; Gefäßbündel nicht gezeichnet. M Mündung bzw. Blaseneingang; K Verschlußklappe; V abdichtendes Velum; Sch Schwelle (Widerlager); B Borsten; A Antenne; H1 vierarmige Haare; H2 Drüsenköpfchen.26

Der Zoologe Richard Nachtwey stellte zum Ursprung der Saugfalle des Wasserschlauchs folgende Fragen:

„Nun mögen uns die Darwinisten erklären, wie man sich die Bildung des Wasserschlauchbläschens aus einem Blattzipfel vorstellen soll. Welche richtungslose Mutation soll im normalen Blattzipfel zuerst erfolgt sein und dann irgendeinen Auslesewert gehabt haben? Hatte sie diesen nicht, so ging sie als belanglos verloren. Ausdrücklich betonen die Darwinisten, daß Mutation und Selektion zusammenwirken müssen, wenn etwas Neues entstehen soll. Durch welche blind zusammengewürfelten, richtungslosen Kleinmutationen soll das Wasserschlauchbläschen entstanden sein? ... Wie sollen wir uns den ersten Anfang zur Bildung dieser Kastenfalle, die wie ein tierischer Magen arbeitet, eigentlich vorstellen?

Soll die Bildung mit dem Entstehen der Kastenfalle beginnen oder mit der Produktion der Verdauungssäfte? – Sobald wir dies überlegen, zeigt sich die ... Ohnmacht der Darwinschen Theorie, denn selbst eine vollkommene Kastenfalle mit der erstaunlichsten Fähigkeit, blitzschnell Tiere zu erbeuten, hätte ohne Verdauungssäfte nicht den geringsten Wert im Daseinskampf, weil die Beute nicht verdaut würde. Was aber soll es andererseits einem gewöhnlichen Blattzipfel nützen, wenn er noch so wirksame Verdauungssäfte ausscheidet, er kann ja die Beute nicht festhalten, was unbedingt nötig ist. Aber selbst wenn Kastenfalle und Verdauungssäfte zusammenwirken, so ist für den Daseinskampf noch nichts gewonnen ... Die gelösten Eiweißstoffe müssen ja auch aufgesogen und in arteigenes Pflanzeneiweiß verwandelt werden … Die Bildung des Wasserschlauchbläschens erfordert also das vollendet harmonische Zusammenspiel vieler verschiedenartiger Gene und Entwicklungsfaktoren. Erst mit dem Endeffekt wird der Nutzen für den Daseinskampf erreicht, nicht aber mit irgendeiner Entwicklungsstufe“ (von Nachtwey kursiv).27

Dieses Beispiel ist allein in den vergangenen Jahrzehnten Tausenden von Evolutionstheoretikern vorgelegt worden. Niemand hat bislang eine testbare Erklärung für den Ursprung solcher Beispiele vorlegen können. Im Gegenteil, alle Forscher, die sich mit diesem und ähnlichen Beispielen beschäftigt haben, geben die grundsätzliche Problematik für die naturalistischen Ursprungstheorien zu.28

Die Zoologen Remane, Storch und Welsch haben zu dieser Frage bemerkt, daß Synorganisationen mit dem bisherigen Material an Mutationen schwer zu erklären sind. „Synorganisationen sind Apparate, deren Teile harmonisch gebaut sind und kooperativ funktionieren müssen, wie z. B. Augen, Zirporgane, Saugnäpfe oder bei den Pflanzen die Fangblasen des Wasserschlauches Utricularia. Diese Apparate entstehen sicher nicht durch die Mutation eines Gens, sondern durch die Wirkung zahlreicher Gene. Ändert sich zufällig in einem solchen Apparat ein Teil, so wird seine Funktion gestört.“ … „Das Problem ist also: Wie wird in der Evolution das komplizierte Wirkungsgefüge, mit dem der Organismus von der Erbsubstanz aus den Organismus aufbaut, abgewandelt, wie werden neue Reaktionssysteme auf- und eingebaut? Wie entstehen neue Regelkreise? Für diese Prozesse fehlen uns noch genaue Kenntnisse oder klare Modelle, die auf klassischen Mutationen basieren.“29

Das Problem ist also nicht nur, daß solche Systeme „zu komplex“ sind, „also zu vielschichtig, um ihre Entstehung durch Anhäufung gradueller Veränderungen mit der Zeit zu erklären“ (Gutmann und Warnecke), sondern daß die Systeme als Funktionseinheiten mit einem Mindestsatz an morphologischen, anatomischen und physiologischen Strukturen einen inneren Widerspruch zu allen gradualistischen Entstehungstheorien bilden, einen Widerspruch, der im empirisch begründeten Postulat der nicht reduzierbaren Systeme seinen Höhepunkt findet.30

Auch hier ist festzustellen, daß die Problematik der Synorganisationen für die gradualistischen Evolutionstheorien in den letzten 150 Jahren nicht abgenommen, sondern in ungeahntem Ausmaß auf allen biologischen Ebenen ebenfalls weiter zugenommen hat, und zwar durch die Entdeckung immer neuer hochkomplexer, präzise aufeinander abgestimmter Strukturen und Funktionen auf fast allen biologischen Ebenen (in der Anatomie sowohl durch lichtmikroskopische als auch elektronenoptische Untersuchungen, weiter vor allem auch in der Physiologie, der Biochemie und der Genetik).

Zum Thema Auge, von dem Gutmann und Warnecke behaupten, daß es „heute von seiten des Kreationismus allgemein und von der ID im besonderen nicht mehr als Beispiel [gegen eine graduelle Transformation] angeführt wird“, weil „genau das, was seinerzeit postuliert wurde (die Unmöglichkeit der evolutionären Erklärung), heute unbestritten als gelungen angesehen wird!“ verweisen wir auf W.-E. Lönnig: Auge widerlegt Zufalls-Evolution.31

4. Die kambrische Explosion

Aus der paläontologischen Forschung sei hier kurz die kambrische Explosion erwähnt, ein Problem für alle gradualistischen Evolutionstheorien, das in den letzten 150 Jahren ebenfalls an Brisanz fortlaufend zugenommen hat: „The term Cambrian explosion describes the geologically sudden appearance of multi-cellular animals in the fossil record during the Cambrian period of geologic time. By the close of this event, [at least] as many as fortyone separate phyla first made their appearance on earth. Phyla constitute the highest biological categories or taxa in the animal kingdom, with each phylum exhibiting a unique architecture, blueprint or structural body plan. Familiar examples of basic animal body plans are cnidarians (corals and jellyfish), mollusks (squids and shellfish), arthropods (crustaceans, insects, and trilobites), echinoderms (sea star and sea urchins), and the chordates, the phylum to which all vertebrates including humans belong. The fossils of the Cambrian explosion exhibit several distinctive features. … First, as the name implies, the fossils of the Cambrian explosion appear suddenly or abruptly within a very brief period of geologic time. … These studies also showed that the Cambrian explosion occurred within an exceedingly narrow window of geologic time, lasting no more than 5 million years.“32

Es fehlen nach Angaben von Evolutionstheoretikern in der paläontologischen Überlieferung von vornherein 5/633 bis 7/834 der postulierten evolutionären Übergangsformen. Darwin schrieb 1859 zu dieser Frage: “The case at present must remain inexplicable; and may be truly urged as a valid argument against the views here entertained.“35 Berücksichtigt man dabei weiter die Tatsache, daß 1859 insgesamt nur etwa 150 Trilobitengenera beschrieben waren, aber heute mehr als 1500 (wenn auch nicht nur aus dem Kambrium), und daß inzwischen zahlreiche weitere Tierstämme für das Kambrium, speziell auch das Unterkambrium konstatiert worden sind, dann dürfte klar werden, in welchem Ausmaß die Probleme für die Theorie einer kontinuierlichen Evolution zugenommen haben.

5. Das Gesetz der rekurrenten Variation

Aus der Mutationsforschung sei schließlich das Gesetz der rekurrenten Variation (hier ebenfalls nur kurz) erwähnt.

Als die Synthetische Evolutionstheorie Ende der dreißiger Jahre beanspruchte, mit ihrem Zwei-Faktoren-System von Mutation und Selektion die wissenschaftlich verbindliche Antwort auf die Frage nach der Entstehung aller Lebensformen zu geben, rechneten viele Genetiker und Pflanzenzüchter mit einer weltweiten Revolution in der Pflanzenzüchtung: Wenn Mutationen das Rohmaterial für die Entstehung aller Gene und Proteine, aller physiologischen Prozesse und anatomischen Strukturen sämtlicher Lebensformen geliefert hatten, dann mußten in Anwendung dieser Faktoren auch die erstaunlichsten Erfolge in der Züchtungsforschung für möglich gehalten werden. Drei Zeitraffer hatte man in der Hand: Vervielfachung der Mutationsraten, gezielte Rekombination und intelligente Selektion. Mit einem an Euphorie grenzenden Optimismus wurde in den USA sowie in mehreren Ländern Europas und Asiens das neue Fach Mutationszüchtung in Angriff genommen. Das Ergebnis nach etwa 50 Jahren Forschung war der weltweite Zusammenbruch der Mutationszüchtung als eigenständige Züchtungsmethode aufgrund des aus den empirischen Tatsachen ableitbaren Gesetzes der rekurrenten Variation:

„Behandelt man homozygote Linien mit mutagenen Agenzien, so entsteht bei Versuchen, deren Umfang dem Genpotential zu Phenotypabweichungen durch Allelbildung adäquat ist, ein klar umrissenes Mutantenspektrum (saturation mutagenesis). Mit jedem weiteren großen Mutationsversuch entstehen sodann bevorzugt Mutanten, die bereits existieren, d. h. die Zahl der wirklich neuen, erstmalig festzustellenden Mutanten (speziell der neuen Phänotypen) erreicht mit steigender Versuchszahl ein Limit oder läuft asymptotisch gegen Null. Wegen der Polygenie der Merkmale fällt die Kurve der wiederholt mutierten Gene letztlich langsamer als die der unterscheidbaren Phänotypen.“36

In der Pflanzengenetik sind in Zehntausenden von mutationsgenetischen Experimenten Millionen und Abermillionen von Mutationen induziert worden.

Bis heute ist uns kein einziges Beispiel bekannt, daß dadurch in der Natur beständige neue Pflanzenarten entstanden wären. Und das gleiche trifft auf die Frage nach der Artbildung bei Drosophila und anderen Organismen zu.

Überdies zeigt die gesamte Gentechnologie mit ihrem Unternehmen, spezifische DNA-Sequenzen mit spezifischen Funktionen von einem Organismus auf einen (meist) andersartigen zu übertragen, daß die uns bekannten (definitionsgemäß richtungslosen) Mutationserscheinungen nicht ausreichen, um solche spezifischen Sequenzen zu erzeugen.37

Der methodologische Reduktivismus kann die biologische Ursprungsfrage so wenig erklären wie Romer und Huxley die intelligenzlose Entstehung von Lokomotiven und Autos.

Die zur Erklärung der gegebenen biologischen Funktionen so ungeheuer erfolgreiche naturalistische Methode („methodologischer Reduktivismus“) hat in der Frage nach dem Ursprung des Lebens und der Lebensformen grandios versagt, und zwar vergleichbar mit den oben zitierten Erklärungen Romers und Huxleys zur Entstehung von Lokomotiven und Autos. Die Problematik hat in den letzten 150 Jahren überdies ununterbrochen zugenommen, so daß wir heute weiter als jemals zuvor von einer testbaren Erklärung der Ursprungsfrage im Sinne physikochemischer Gesetzlichkeiten entfernt sind.

Oben hatten wir schon die Frage gestellt, ob die Lücke vielleicht doch nicht in unserem jetzigen physikochemischen Wissen um die relevanten empirischen Tatsachen liegen könnte, sondern vielmehr in der verabsolutierten naturalistischen Erkenntnismethode. Oder anders formuliert: Könnte der methodologische Reduktivismus mit seiner absoluten Beschränkung aller wissenschaftlichen Erklärungen auf die alleinigen Mittel der Physik und Chemie eventuell in dieser Frage zu kurz greifen?

Diese Frage wird von den meisten zeitgenössischen Philosophen und Naturwissenschaftlern kategorisch verneint. Gemäß einem Factum-Bericht zur Diskussion von Gutmann und Scherer (siehe oben) könne man nach Gutmann „selbst dann am Prinzip der Evolutionstheorie festhalten, wenn sämtliche Einzelaspekte widerlegt seien. Die Aufgabe des Naturwissenschaftlers bestehe dann darin, bessere Modelle zur Erklärung der Entwicklung des Lebens auszuarbeiten.“38 Oder mit den Worten von Herbert Huber zur selben Diskussion:

„Eine naturalistische Erklärung dieses Veränderungsprozesses ist möglich, selbst wenn die Evolutionstheorie falsch ist.“ 39 Und in diesem Zusammenhang sei noch einmal daran erinnert, daß der methodologische Reduktionismus die Wissenschaft auf Mittel der Physik und Chemie beschränkt.

Gutmann und Warnecke werden demnach auf alle unsere oben aufgeführten Argumente und Beispiele im Prinzip immer folgendes antworten: „Nehmen wir nun zur weiteren Diskussion für einen bestimmten Fall an, es sei nicht gelungen, unter den gesetzten Bedingungen eine evolutionsbiologische Erklärung für eine Transformation eines Organismus, einer Struktur, einer Funktion o. ä. zu finden; so folgt nun hieraus nicht, daß es unmöglich ist, eine solche Erklärung zu finden; und es folgt daher erst recht nicht, daß dies auch künftighin unmöglich sei.“ Und in allen diesen Fällen wäre also „lediglich konstatiert, daß bezüglich eines bestimmten (propositionalen) Wissens eine Erklärung bisher nicht gelungen ist“. Und man könnte die Anzahl der Beispiele beliebig erhöhen – die Antwort bliebe immer dieselbe.

Wohin aber führt diese verabsolutierte Methodik, wenn eine postulierte Transformation durch Mutation und Selektion oder andere naturalistisch faßbare Faktoren niemals stattgefunden hat? Man kann ja auch dann noch weiter (und zwar „bis in alle Ewigkeit“) behaupten, daß wir vielleicht in 10 000 Jahren oder in 100 000 Jahren usw. alles das naturalistisch schlüssig und testbar erklären werden, was wir „bisher nicht“ erklären können. In der Zwischenzeit werden dazu fast endlos weitere nicht testbare (d. h. nicht empirisch überprüfbare) naturalistische Modelle der Entstehung des Lebens und der Lebensformen im Sinne des Zitats nach Wilhelm Troll oben ersonnen. Zu welchen Ergebnissen führt uns nun die Methode, wenn die realhistorischen Ereignisse zum Ursprung des Lebens und der Lebensformen sowohl im Ablauf als auch in ihren Ursachen über die materialistischen Möglichkeiten und Grenzen hinausgehen? Doch zu völlig falschen Antworten! Es erhebt sich in diesem Zusammenhang somit die Frage nach der Falsifizierbarkeit einer solchen Methodik. Welche Bedingungen müssen für ihre Befürworter erfüllt sein, damit die Methode als begrenzt erkannt und die Frage nach einem komplementären Ansatz gestellt werden darf?

Wir sind zwar mit Gutmann und Warnecke der Auffassung, daß man offen sein sollte für die Möglichkeit der Entdeckung neuer physikochemischer Fakten und/oder Erklärungen, aber wir fügen hinzu, daß man sich nicht auf ihre Existenz berufen kann, so als hätte man sie schon gefunden oder als würde man sie unabdingbar erhalten, insbesondere wenn der Trend der Entdeckungen zu einer Frage wie der Ursprungsfrage in den entscheidenden Punkten zunehmend gegenläufig wird.

Vielleicht noch deutlicher wird der naturalistische Absolutheitsanspruch mit einer Aussage Lewontins, wenn er zu dieser Frage feststellt:

„We take the side of science in spite of the patent absurdity of some of its constructs, in spite of its failure to fulfil many of its extravagant promises of health and life, in spite of the tolerance of the scientific community for unsubstantiated just-so stories, because we have a prior commitment, a commitment to materialism. It is not that the methods and institutions of science somehow compel us to accept a material explanation of the phenomenal world, but, on the contrary, that we are forced by our a priori adherence to material causes to create an apparatus of investigation and a set of concepts that produce material explanations, no matter how counter-intuitive, no matter how mystifying to the uninitiated. Moreover, that materialism is an absolute, for we cannot allow a Divine Foot in the door.“40

Ähnliche Aussagen könnten hier fast ad infinitum aufgeführt werden.41

Die Methodik selbst wird demnach derart verabsolutiert, daß sie prinzipiell niemals an ihre Grenzen stoßen und als unzureichende Methode bei Grenzüberschreitungen falsifiziert werden kann! Ja, der Absolutismus der Methodik geht sogar so weit, daß er implizit oder auch explizit davon ausgeht, daß es prinzipiell keine Grenzen für ihn gibt bzw. geben kann. (Die Frage nach den weltanschaulichen Wurzeln dieses Totalitarismus wird im Zitat von Lewontin schon angedeutet.)

Wir schließen daraus, daß es sich in den Bereichen, in denen sich die Inadäquatheit der naturalistischen Methodik zur Erfassung eines realhistorischen Ereignisses abzeichnet, um ein quasireligiöses Dogma handelt, welches der Wahrheitsfindung, nämlich der Entdeckung von wissenschaftlich-realistischem, d. h. „gut begründetem Wissen“, „explizitem Wissen“ und von „Wahrheitswerten“ im Wege steht bzw. diesem Ziel sogar diametral entgegengesetzt ist.

Wir sind uns darüber im Klaren, daß wir damit einer langen mechanistischen Tradition widersprechen. So behauptete z. B. der Evolutionsbiologe Gerhard Heberer: „Es ist methodisch unmöglich, nicht-mechanistische Faktoren zur Erklärung der transspezifischen Evolution einzuführen.“42 Wenn die Realitäten zum Ursprung der Lebensformen in ihren Ursachen und Abläufen jedoch die mechanistischen Erklärungsmöglichkeiten transzendieren – und dafür gibt es inzwischen zahlreiche Anhaltspunkte und Daten – , dann heißt das ja, daß hier von vornherein ein Teil der tatsächlichen Ursachen, die den Lauf unserer Welt bestimmen, ausgeklammert werden soll, so als würde man festlegen: „Was möglich und was unmöglich ist, das bestimmen wir nach unseren methodologischen Vorentscheidungen!“

Wäre dann aber nicht vielmehr dieser mechanistische Ansatz selbst "methodisch unmöglich"? Würde er doch bedeuten, daß man von vornherein festlegt, daß in einem Forschungsbereich bestimmte Realitäten nicht auftreten dürfen! „Sicherlich soll das nicht bedeuten“, kommentierte Richard Nachtwey43 Heberers oben zitierte Worte, „daß sich das Weltall unseren menschlichen Forschungsmethoden anzupassen hat! Man muß doch damit rechnen, daß der strahlende Kosmos, daß das ganze Weltall für unseren Menschengeist ‚methodisch unmöglich‘ ist.“

Wir halten es daher nicht für zwingend, Ursachen noch unbekannter Art, hier speziell teleologische Ursachen, von vornherein und absolut abzulehnen. Denn in dieser Frage könnte das Vorverständnis von der Natur als allein mechanistisch auflösbares Kontinuum zu einem schweren und dogmatischen Hindernis im Forschen und Erkennen werden: Es beschränkt die Realität unserer Welt in jedem Fall auf sein Vorverständnis und seine Methodik. Darüber hinaus kann und darf es nichts Erkennbares im Sinne von intersubjektiv nachvollziehbarem „gut begründetem Wissen“, „explizitem Wissen“ und von „Wahrheitswerten“ geben. Es erhebt sich daher die Frage, ob eine solche Limitierung unseres wissenschaftlichen Erkenntnisvermögens in den Bereichen, die über ihre Möglichkeiten und Grenzen hinausgehen, nicht vielmehr als „unwissenschaftlich“ abzulehnen ist, wenn es uns wirklich darum geht, ein möglichst vollständiges Wissen über die Ursachen und Zusammenhänge der Dinge zu erlangen.

An diesen Stellen erhebt sich also völlig berechtigt die Frage, mit welchen intersubjektiv nachvollziehbaren methodischen Mitteln denn der Naturalismus ergänzt werden könnte und ob ID dafür als Ansatz in Frage kommt.

III. Intelligent Design als komplementärer Ansatz

1. Was genau ist die These?

Wir möchten von der ID-Theorie nicht von einer Alternative zur naturalistischen Methode des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns sprechen, sondern vielmehr von einem komplementären Ansatz. Wie schon hervorgehoben, hat sich der methodologische Reduktivismus im Sinne von Gutmann und Warnecke in der Funktionsfrage, der „wissenschaftlichen Beschreibung biotischer Gegenstände“ sowie im Bereich der Mikroevolution44 ausgesprochen bewährt (was vielleicht mit ein Grund dafür war, die erfolgreiche Methode zu verabsolutieren). Die Methode ist jedoch in der Makroevolutionsfrage an ihre Grenzen gestoßen (siehe oben), so daß sich in diesem Bereich die Frage nach einem komplementären Ansatz erhebt, der ebenso intersubjektiv nachvollziehbar sein und bestimmten logisch-wissenschaftlichen Kriterien folgen soll wie die naturalistischen Methoden.

Zur Frage „Was genau ist die These?“ behaupten Gutmann und Warnecke jedoch (wie schon erwähnt), daß sie schwer zu identifizieren sei und später, daß es sich bei der ID-Theorie um nichts als eine Analogie handele, die letztlich über den Zweckbezug der Beschreibung zum Schluß führt, „daß, wenn etwas als designt beschreibbar ist, es dann auch tatsächlich designt ist“.

Wir möchten dazu zunächst feststellen, daß wir keinen ID-Theoretiker kennen, der auf diese Weise vorgeht. Zahlreiche Grenzfälle aus den verschiedensten Bereichen der Wissenschaft, wie den forensischen Wissenschaften, dem Intellectual Property Law, der Archäologie und dem SETI-Programm zeigen uns deutlich, daß nicht alles, was als designed beschreibbar ist, deswegen nun auch tatsächlich und grundsätzlich auch schon designed ist.

Zuvor zitieren die Autoren jedoch Dembski u. a. mit der folgenden Frage: „Isn’t it at least conceivable that there could be good positive reasons for thinking biological systems are in fact designed? (Dembski 1999: 126, Hervorhebung im Schriftbild von uns).“

Der Schlüssel liegt also in der Frage nach den „good positive reasons for thinking biological systems are in fact designed“, die wir für einen konkret zu untersuchenden Fall mit Dembski 2004 beantworten möchten. Ein Kandidat für ID sollte möglichst viele der folgenden neun Eigenschaften aufweisen (die Frage nach ID für den Ursprung eines biologischen Systems wird also wissenschaftlich und intersubjektiv nachvollziehbar nach bestimmten Kriterien untersucht). Zusammenfassung gemäß Lönnig 2004:45

„1. High probabilistic complexity (e. g., a combination lock with ten billion possible combinations has less probability to be opened by just a few chance trials than one with only 64,000).

2. Conditionally independent patterns (e. g. in coin tossing all the billions of the possible sequences of a series of say flipping a fair coin 100 times are equally unlikely (about 1 in 1030). However, if a certain series is specified before (or independently of) the event and the event is found to be identical with the series, the inference to ID is already practiced in everyday life).

3. The probabilistic resources have to be low compared to the probabilistic complexity (refers to the number of opportunities for an event to occur, e. g. with ten billion possibilities one will open a combination lock with 64,000 possible combinations about 156,250 times; vice versa, however, with 64,000 accidental combinations, the probability to open the combination lock with 10 billion possible combinations is only 1 in 156,250 serial trials).

4. Low specificational complexity (not to be confused with specified complexity): although pure chaos has a high probabilistic complexity, it displays no meaningful patterns and thus is uninteresting. ‚Rather, it’s at the edge of chaos, neatly ensconced between order and chaos, that interesting things happen. That’s where specified complexity sits‘.

5. Universal probability bound of 1 in 10150 – the most conservative of several others (Borel: 1 in 1050, National Research Councel: 1 in 1094, Loyd: 1 in 10120.

‚For something to exhibit specified complexity therefore means that it matches a conditionally independent pattern (i. e., specification) of low specificational complexity, but where the event corresponding to that pattern has a probability less than the universal probability bound and therefore high probabilistic complexity.‘ For instance, regarding the origin of the bacterial flagellum, Dembski calculated a probability of 10-234.“

Dazu gehören weiter die Fragen nach (6.) „irreducible complexity“ (Behe 1996, 2006) und last not least die Ähnlichkeiten bzw. Identitäten auf (7.) bionischer, (8.) kybernetischer und (9.) informationstheoretischer Ebene. Zur Frage nach den wissenschaftlichen Details und den damit verbundenen Aufgabenstellungen zu diesen neun Punkten vgl. man bitte die Beiträge von Behe46, Berlinski47, Dembski48, Lönnig49, Meis50, Meyer51, Rammerstorfer52, Wells53, Wittlich54 und zahlreichen weiteren Autoren, die zumeist in dieser Literatur genannt werden. Zur Problemstellung gehört u. a. die Frage: Wie weit reichen Mutation und Selektion zur Erklärung des Ursprungs neuer biologischer Arten und Formen? Wo liegen die Grenzen, an denen ein gezielter Aufbau genetischer Information durch intelligente Programmierung notwendig wird, weil die definitionsgemäß richtungslosen Mutationen (‚Zufallsmutationen‘) keinen Erklärungswert mehr haben?

Nach unserer Einschätzung sind also die eigentliche These, ihre Methodik und die damit verbundenen grundlegenden Fragestellungen leicht zu identifizieren.

Ein paar einfache Veranschaulichungen können weitere grundlegende Fragen erhellen, selbst wenn nicht alle der soeben aufgeführten Punkte zur Beurteilung biologischer Objekte darauf zutreffen.

Zunächst möchten wir uns das vielzitierte Beispiel der vier Präsidentenköpfe (Washington, Jefferson, Lincoln, Roosevelt) vom Mount Rushmore in den Black Hills im Westlichen South Dakota etwas näher unter der Designproblematik ansehen (links eine Rekonstruktion des ursprünglichen Mount Rushmore, rechts das National Memorial):

Was läßt uns hinter den vier Präsidentenköpfen einen intelligenten Designer vermuten, nicht aber hinter einer normalen Gebirgsformation? Man könnte ja argumentieren, ein Designer sei immer nur ein Lückenbüßer für einen noch nicht entdeckten physikochemischen Prozeß im Sinne des methodologischen Reduktivismus und (nur weil und) solange wir diese wahre Ursache für die vier Präsidentenköpfe nicht kennen, postulieren wir kurzerhand intelligente Designer. Dies sei aber keine echte Wissenschaft. Und schließlich müsse man dann zwangsläufig auch die Frage stellen, wer die Bildhauer designed hat usw. und endet damit in einem unendlichen Regreß.

Man könnte aber an die Sache zunächst mit unseren Erfahrungswerten herangehen. Gebirgsformationen, die so deutlich Abbildungen menschlicher Gesichter zeigen, entstehen nicht durch naturgesetzliche Einwirkung von beispielsweise Wind, Regen, Blitzen oder Hagel. Dafür ist das Design-Signal einfach viel zu deutlich. Niemals konnte man beobachten, daß durch Erosion die Anatomie menschlicher Gesichter nachgebildet wurde. Und selbst wenn man einmal beobachtet hätte, daß nach dem Brausen eines Wirbelsturms über einem Berg derartige Spuren hinterlassen worden wären, würden die meisten Wissenschaftler wohl kaum daraus schließen, daß Wirbelstürme bildhauerische Fähigkeiten erlangt hätten, sondern man würde entweder annehmen, daß ein höheres und intelligentes Wesen einen Wirbelsturm bildhauerisch eingesetzt hat, oder man würde sich achselzuckend abwenden und versuchen, gar keine Erklärung zu akzeptieren.

Unmittelbar methodisch einsichtig dürfte für den vorliegenden Fall die Anwendung des folgenden nach Dembski oben zitierten Kriteriums sein: „For something to exhibit specified complexity therefore means that it matches a conditionally independent pattern.“ Das „conditionally independent pattern“, die vier Präsidentenköpfe, sind den meisten Besuchern von Geldscheinen, Bildern aus Geschichtsbüchern, Gemälden etc. bekannt. Die Identifikation der Muster führt unmittelbar zur Designhypothese. Aber auch die Besucher, die vorher noch nie etwas von den vier Präsidenten gehört und gesehen haben, werden aufgrund der Strukturen der ihnen bekannten Gesichter sofort auf einen intelligenten Ursprung der in den Fels gemeißelten Formen schließen.

Je höher der Informationsgehalt einer Struktur ist, desto stärker wird das Design-Signal. Findet man auf einer einsamen Insel ein Buch, dann weiß man – ganz ohne wissenschaftliche Analyse des Buches in einem Labor und ohne deswegen gleich ein religiöser Mensch sein zu müssen –, daß es intelligenten Ursprungs sein muß, auch wenn weit und breit kein intelligentes Wesen zu sehen ist. Dies hat nicht nur mit dem Medium Buch zu tun, so als wisse man halt aus Erfahrung, daß intelligente Wesen Bücher schreiben können. Es liegt auch am informationstragenden Code. Dieser kann auch auf einer Tempelwand in einer uns völlig unbekannten Schrift gemeißelt sein, die wir nur allmählich mühevoll dechiffrieren können. Er kann in elektromagnetischer Form analog auf einer Audiokassette vorliegen oder optisch in eine CD-ROM digital eingebrannt worden sein. Er kann mithilfe von Elektronen in einem RAM-Speicher stehen oder in Form von Radiowellen durch die Atmosphäre getragen werden. Ja, er kann auch in molekularer Form im Kern einer Zelle eingeschrieben sein. Informationstragender Code transportiert Intelligenz und hat folglich Intelligenz als Ursache; er kann nicht mithilfe einfacher physikalischer Gesetze nachgebildet werden, so als seien physikalische Gesetze in der Lage, erfolgreich Intelligenz zu simulieren. Sender und Empfänger des Codes können ähnlich sein oder grundverschieden. So sind Bücher von Menschen für Menschen geschrieben worden. Software wurde von Menschen zur Steuerung der von Menschen entwickelten Mikroprozessoren geschrieben. Ist es da verwunderlich, wenn die ID-Theorie die These aufgestellt hat, daß genetischer Code vom Erfinder der Zelle zur Steuerung derselben geschrieben wurde? Der Schluß, daß die Zelle genauso designed sein muß wie der Code, der sie steuert, ist ebenfalls naheliegend und entspricht unserer gesamten Erfahrung.

ID ist also auf wissenschaftlicher Ebene keine religiöse Lehre oder religiöser Glaube, wie Gutmann und Warnecke meinen, sondern ein umfangreiches wissenschaftliches Forschungsprogramm (ausführliche Details und Fragestellungen dazu vgl. Lönnig 2004, Anm. 45), bei der die Annahme des intelligenten Ursprungs biotischer Gegenstände zunächst gründlich untersucht wird und im Zuge der weiteren Forschung prinzipiell auch falsifizierbar ist.

Damit entfallen alle Argumente von Gutmann und Warnecke, die sie gegen ID als Glaube und/oder Religion in ihrem Beitrag erheben.

Die Methodik der ID-Theorie muß also auch nicht – ganz im Gegensatz zur absoluten Gebundenheit des methodologischen Reduktivismus an die Gesetzlichkeiten der Physik und Chemie – am intelligenten Ursprung eines biologischen Systems unter allen Umständen festhalten, d. h. also (in Anlehnung an obige Formulierungen) „selbst wenn sämtliche Einzelaspekte für ID widerlegt“ wären. „Die Aufgabe des Naturwissenschaftlers bestünde dann auch kaum darin, bessere ID-Modelle zur Erklärung der Entwicklung des Lebens auszuarbeiten.“ Und ID-Theoretiker würden in diesem Falle auch nicht behaupten, daß „der methodologische ID-Reduktivismus die Wissenschaft auf Mittel von Intelligenz und Planung beschränkt.“55

Für die ID-Theorie entfällt also der oben im Detail für die naturalistischen Ansätze nachgewiesene Absolutheitsanspruch. Die Methodik wird also nicht derart verabsolutiert, daß sie prinzipiell niemals an ihre Grenzen stoßen und bei Grenzüberschreitungen nicht falsifiziert werden könnte. Testbare naturalistische Vorgänge werden von ID-Theoretikern prinzipiell akzeptiert.

Im übrigen gilt natürlich auch für den ID-Ansatz, daß „wir nicht in Anspruch nehmen können, ein vollständiges Wissen von der Natur zu haben“ bzw. die Aussage von der „grundsätzlichen Unabschließbarkeit empirischen (und vermutlich generell wissenschaftlichen) Wissens“.

Wir schließen daraus, daß es sich bei der ID-Theorie viel weniger um ein religiöses oder quasireligiöses Dogma handelt als beim Naturalismus. Es handelt sich vielmehr um eine undogmatisch-rationale Methode, sich der Wahrheit zu nähern.

Wir möchten an dieser Stelle auch den prinzipiellen Unterschied von der ID-Theorie zum Kreationismus kurz erwähnen, ein Unterschied, der unseres Erachtens von Gutmann und Warnecke bisher nicht oder zumindest nicht deutlich nachvollzogen worden ist: Beim Kreationismus ist die feststehende und unverrückbare Ausgangsposition eine bestimmte (unserer Meinung nach nicht zutreffende) Interpretation des Genesisberichts: Das Universum und das Leben wurden vor maximal zehntausend Jahren in sechs 24-Stunden-Tagen erschaffen. ID geht hingegen vom biologischen Objekt aus und stellt von hier aus die Frage: Zufall, Gesetzlichkeit und/oder Intelligent Design? Auf der wissenschaftlichen Ebene gibt es dabei keine bindende Vorentscheidung.

2. Die persönliche und die wissenschaftliche Erkenntnisebene in der biologischen Ursprungsfrage

Wie in zahlreichen weiteren Fragen des Lebens gilt es auch in der biologischen Ursprungsfrage zwei Ebenen klar auseinanderzuhalten, die wir kurz als die persönliche und die wissenschaftliche Ebene bezeichnen wollen. Mit den obigen Ausführungen soll nicht bestritten werden, daß jeder von uns das gute Recht auf persönliche Meinungs- und Glaubensstatements hat: Jemand sieht den Elektrorotationsmotor von E. coli, Yersinia und anderen Bakterien nach rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen und nach den bisherigen Rekonstruktionen und Funktionen, betrachtet Utricularia, Coryanthes und Catasetum56 etc. und ist absolut sicher: Die Ursache ist ein intelligenter Designer. Ein anderer nimmt dieselben Objekte wahr und „weiß“ (nach Prägung durch einen evolutionären Biologieunterricht oder entsprechender populärwissenschaftlicher Literatur) mit der gleichen absoluten Sicherheit: Diese Systeme haben sich über 1000 Zwischenstufen durch Mutation und Selektion entwickelt.

Nun ist es durchaus legitim, es mit einer intuitiven Einschätzung und der daraus gewonnenen unmittelbaren Sicherheit völlig bewenden zu lassen und sich damit auch für alle Zukunft zufrieden zu geben (mindestens eine der beiden Betrachtungsweisen wird ja im Prinzip richtig sein). Begeben wir uns aber auf die naturwissenschaftliche Ebene – und niemand ist gezwungen, das zu tun – dann müssen wir uns auch gefallen lassen, daß unsere Position auf ihre Richtigkeit getestet und unter Umständen widerlegt wird (und das auch angesichts des wissenschaftlich-weltanschaulichen Doppelcharakters der Frage nach der Entstehung und Entfaltung des Lebens sowie – nach Popper – der Möglichkeit sicherer Falsifikation, nicht aber unumstößlicher Verifikation).

Wir begeben uns also von unserer unmittelbar-intuitiv als völlig sicher empfundenen (und vielleicht auch zutreffenden) Position der Einschätzung auf die gefährliche wissenschaftliche Ebene der Infragestellung unseres bisherigen Verständnisses, der dazu gehörenden genauen anatomischen und sonstigen Untersuchungen der zur Debatte stehenden Objekte sowie der wissenschaftlichen Argumentation und Gegenargumentation zu unseren Thesen (Irrtumsmöglichkeiten inbegriffen).

Auf dieser Ebene müssen sich nun auch die Vertreter des methodologischen Reduktivismus und der Synthetischen Evolutionstheorie (oder anderer Evolutionstheorien) mit ihren oben zitierten Absolutheitsansprüchen die Fragen sowohl nach den Funktionen der 1000 Zwischenstufen und deren jeweiligen Selektionsvorteilen gefallen lassen, die wir z. B. zu Utricularia nach Nachtwey zitiert haben (und die im Prinzip auf alle synorganisierten Systeme zutreffen), als auch die Frage nach den Grenzen ihrer Methodik. Und wenn die Evolutionstheoretiker die wesentlichen biologischen Ursprungsfragen auch nach jahrzehntelangem intensiv-gründlichem Studium der zur Debatte stehenden Objekte nicht nur im Sinne testbarer Hypothesen nicht zufriedenstellend beantworten können, sondern feststellen müssen, daß die Problematik durch die weitere Forschung laufend noch an Tiefe und Schärfe gewinnt, dann sollten sie auch bereit sein, die Konsequenzen auf der naturwissenschaftlichen Ebene zu ziehen: Nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens sind die bisherigen Evolutionstheorien widerlegt, und die naturalistische Methodik ist begrenzt. Es bedarf einer komplementären Theorie, um den Realitäten gerecht zu werden.

3. Die unendliche Reihe der Zwecke

Um Design jedoch als mögliche wissenschaftliche Erklärung auszuschließen, schreiben Gutmann und Warnecke zum Zweckbegriff u. a.: „Die Reihe der Zwecke (im Sinne von Oberzwecken, die zu jedem gegebenen Zweck formuliert werden, der damit also zum Unterzweck wird) muß nun an irgend einer Stelle einen Abbruch finden, da sonst ein Fortschreiten ad infinitum nicht vermeidbar wäre. Ein solcher (letztendlich eben dogmatischer!) Abbruch ‚gelingt‘ durch die Postulierung eines Designers“ – worauf in der Fußnote noch der Hinweis auf Kants Kritik zum kosmologischen Gottesbegriff folgt.

Wir möchten unsere Leser ermuntern, die Aussage von der (1) ad-infinitum-Reihe der Zwecke sowie dem (2) dogmatischen Abbruch durch einen Designer auf irgendein beliebiges technisches Beispiel unseres Informations- und Raumfahrtzeitalters anzuwenden: Wir sind der Auffassung, daß kaum ein realitätssorientierter Leser diese beiden Punkte für die Entstehungsfrage am konkreten Objekt nachvollziehen wird, ebensowenig wie ein Raumfahrer, der auf dem Mars ein komplex-vernetztes Computer- und Datenverarbeitungssystem entdecken würde, ohne jedoch direkt und unmittelbar die Ingenieure und Informatiker dazu identifizieren zu können. Kaum jemand würde aufgrund der Argumentation von Gutmann und Warnecke den Schluß auf den Designer als fragwürdig empfinden oder gar unterlassen.

Ein zweites praktisches Beispiel: Die zahlreichen Zwecke des Laptops und der Computer, auf denen wir den vorliegenden Artikel geschrieben haben, führen uns in der Entstehungsfrage weder zu dem von Gutmann und Warnecke behaupteten unvermeidbaren ad-infinitum-Fortschreiten der Reihe der Zwecke noch müssen wir einen „dogmatischen Abbruch“ durch die Postulierung eines Designers vornehmen. Wir kennen den oder die Designer tatsächlich nicht. Wir können sie hier und heute auch nicht identifizieren und doch sind wir uns aufgrund unserer Erfahrungen und Kenntnisse von den Möglichkeiten und Grenzen der uns bekannten Naturgesetzlichkeiten sicher, daß für die Entstehung unserer Computer eine naturalistische Antwort im Sinne des methodischen Reduktivismus denkbar unwahrscheinlich ist und wir postulieren intelligentes Design für ihren Ursprung.

IV. Vorläufige Schlußbemerkungen

In der Vorarbeit zur Analyse des Beitrags von Gutmann und Warnecke haben wir auf 48 Seiten Absatz für Absatz (und oft auch Satz für Satz samt Fußnoten) ihre Ausführungen kommentiert, um in dem vorliegenden Beitrag die Hauptpunkte herauszuarbeiten und unseren Standpunkt dazu darzustellen. Der entscheidende Punkt ist sicher die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen des methodologischen Reduktivismus. Viele weitere Punkte, die die Autoren zumeist von ihrem naturalistischen Standpunkt aus beurteilen, könnten jedoch von uns noch ausführlich(er) diskutiert werden: (1) Die Sonderstellung historischer Fragen, (2) die Zweckfrage, (3) Details zu den Synorganisationsbeispielen und (4) dem Komplexitätsbegriff, (5) das Funktionswechselproblem, (6) der Analogiebegriff im Zusammenhang mit der Identität bionischer und kybernetischer Systeme in Natur und Technik, (7) die Identität von Information in Natur und Technik, (8) new ID-Research Topics sowie die über die ID-Theorie hinausgehenden Fragen nach (9) Kants Kritik der Gottesbeweise und (10), warum der Theismus nur auf einen Designer und nicht mehrere schließt57, (11) das Thema „Glaubenswissen“, von dem wir meinen, daß es vielmehr auf Makroevolutionsaussagen zutrifft als auf die ID-Theorie, (12) das Verhältnis von religiösem zu wissenschaftlichem „Sprachspiel“, (13) die ontologische Frage etc. Aber wir sind der Auffassung, daß das den Rahmen des vorliegenden Aufsatzes bei weitem sprengen würde.

Wir möchten weiter anmerken, daß die vorliegende Darstellung der ID-Theorie keine „Sonderstellung“ etwa im Sinne von Gutmann und Warnecke hat, daß „gerade jener Typisierung [wie sie ansonsten im wissenschaftlichen Diskurs selbstverständlich erscheint] entgegengewirkt wird, indem bei einer Kritik der Hinweis erfolgt, daß dies nicht das eigentliche ID-Argument sei.“ Die hier dargestellte Theorie folgt in den wesentlichen Punkten der Darstellung führender ID-Theoretiker (Behe, Dembski, Meyer, Minnich und andere), auch wenn sie sie an mehreren Stellen ergänzt. Genau deshalb wird die Arbeit von Lönnig 200458 auch von diesen Wissenschaftlern als repräsentativ häufig zitiert.

Zur weiteren Erhellung der Grenzen der naturalistischen Methodik und der Berechtigung der ID-Theorie möchten wir zum Schluß unserer Ausführungen das Studium der Arbeit Nur eine Illusion? – Biologie und Design (Tectum Verlag 2006) von Markus Rammerstorfer empfehlen, in dem ein Großteil der oben aufgezählten Fragen ausführlich diskutiert wird.


1 Der Begriff „transsubjective“ kommt im angloamerikanischen Sprachgebrauch wesentlich häufiger vor als im deutschen und ist nach Webster wie folgt definiert: „relating to, or being in a state of existence independent of an individual mind or mode of thinking though not necessarily independent of the modes of thought common to all men: objective in universal rather than individual experience“.
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2

Herbert Huber, Evolutionstheorie – Pro und Contra: Diskussion mit Siegfried Scherer, Technische Universität München, und Mathias Gutmann, Universität Marburg. Moderation: Daniel von Wachter, http://www.gavagai.de/arbeiten/evo/HHPAE05.htm 2006, gemäß Zugriff vom 15. 9. 2006.

3

Alle Zitate von Gutmann und Warnecke stammen aus ihrem vorhergehenden Beitrag „Liefert Intelligent Design wissenschaftliche Erklärungen? Methodologische Bemerkungen zu einem unklaren Verhältnis“, Religion, Staat, Gesellschaft, 7. Jahrgang.

4

Alfred Sherwood Romer, The Procession of Life, London 1968, 2/3.

5

Ontologie: „philosophische Grunddisziplin der allgemeinen Metaphysik oder Lehre vom Sein.“ Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden, 1991, 19. Auflage, Bd. 16, 200 (dort weitere Ausführungen).

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6

Von den Begriffen „Naturalismus“ / naturalistisch und „methodologischer Reduktivismus / Reduktionismus“ sowie „physikochemisch“, „mechanistisch“ und „materialistisch“ gibt es in der philosophischen und naturwissenschaftlichen Literatur zahlreiche Nuancen, die wir in der vorliegenden Arbeit jedoch nicht berücksichtigen können, so daß wir sie für alle praktischen Zwecke hier synonym gebrauchen.

7

Dobzhanskys Bekenntnis („Nothing makes sense in biology except in the light of evolution“) erinnert in seiner Kombination von Leben (bios), Sinn, Licht und Evolution an das religiöse „Sprachspiel“.

8

Alle Literaturangaben dazu bei Wolf-Ekkehard Lönnig, Inwieweit gelten Poppers Falsifikationskriterien auch für die Evolutionstheorie? http://www.weloennig.de/Popper.html, 2002.

9

Jonathan Wells, Icons of Evolution – Science or Myth? Why Much of What We Teach About Evolution Is Wrong. Regnery Publishing, Inc., Washington, D.C., 2000, 206/207.

10

Herbert Huber, siehe Anm. 2.

11

Richard Smalley, Kommentar zum Buch ‚Origins of Life‘ von Fazale Rana und Hugh Ross, Navpress, Colorado Springs, CO, 2004, wiedergegeben in dem Beitrag „Who was Adam?“ derselben Autoren, 2005, 302 (ebenfalls Navpress).

12

http://www.discovery.org/scripts/viewDB/index.php?command=view&id=31&is Fellow=true

13

http://www.discovery.org/scripts/viewDB/index.php?command=view&id=32&is Fellow=true

14

http://www.discovery.org/csc/fellows.php (Wir möchten zu diesen Beiträgen anmerken, daß wir uns nur mit den wissenschaftlichen Ausführungen weitgehend identifizieren, nicht aber mit etwaigen darüber hinausgehenden politischen oder religiösen Zielen der Verfasser und des Instituts.)

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15

Werner J. Gieffers, Buchrezension zu Ulrich Kutschera, Streitpunkt Evolution: http://www.dreilindenfilm.de/reaktionen/rez_gieffers.pdf, 2004, 75 Seiten.

16

Michael J. Behe, Darwins Black Box – The Biochemical Challenge to Evolution, The Free Press, 1996, 2004, 39.

17

http://www.arm.com; http://de.wikipedia.org/wiki/ARM-Architektur

18

Johann Wolfgang von Goethe, 896. seiner Maximen und Reflexionen. Siehe http://www.wissen-im-netz.info/literatur/goethe/maximen/1-14.htm#896

19

Wilhelm Troll, Vergleichende Morphologie, Band 1, 1. Teil, Berlin 1937.

20

William A. Dembski, Still spinning just fine: a response to Ken Miller http://www.designinference.com/documents/2003.02.Miller_Response.htm (2003)

21

Scott A. Minnich and Stephen C. Meyer, Genetic analysis of coordinate flagellar and type III regulatory circuits in pathogenic bacteria. Second International Conference on Design & Nature, Rhodes Greece, http://www.discovery.org/scripts/viewDB/index.php?command=view&id=2181 (2004).

22

Casey Luskin, Do car engines run on lugnuts? A response to Ken Miller and Judge Jones’s straw tests of irreducible complexity for the bacterial flagellum, http://www.discovery.org/scripts/viewDB/index.php?command=view&id=3718 (2006).

23

Stephen C. Meyer, Verdict on the bacterial flagellum premature: a response to Begley’s „evolution critics come under fire...“ Wall Street Journal, http://www.discovery.org/scripts/viewDB/index.php?command=view&id=1843

24

Michael J. Behe, A mousetrap defended: response to critics. http://www.discovery.org/scripts/viewDB/index.php?command=view&id=446 (Es handelt sich hier um einen so ausführlichen Artikel über Mausefallen und nicht reduzierbare Komplexität, daß man die Diskussion manchmal wohl auch mit einem Schmunzeln betrachten darf, wie auch Behe einräumt: „Although it may seem silly to argue over a mousetrap, it is actuallycritical to allowing people who are not professional scientists to understand the issues involved.“)

25

Encyclopaedia Britannica, Bd. II, „bladderwort“, 1982, 69. 26

26

Aus Th. Schmucker und G. Linnemann, Carnivorie, In: Handbuch der Pflanzenphysiologie (Hrsg. W. Ruhland), Springer Verlag, Berlin, Bd. XI, 198-283 (Abbildung von S. 261).

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27

Robert Nachtwey, Der Irrweg des Darwinismus, Morus-Verlag, Berlin, 1959, 99.

28

Dokumentation siehe Wolf-Ekkehard Lönnig, Gregor Mendel, der Wasserschlauch (Utricularia) und die Evolution, http://www.weloennig.de/Utricularia.html (2001). Weitere Punkte findet der daran interessierte Leser in der Arbeit von Wolf-Ekkehard Lönnig und Heinz-Albert Becker Carnivorous Plants, Nature Encyclopedia of Life Sciences, 2004, 1-7. Überdies ist anzumerken, daß auch bei den carnivoren Pflanzen bestimmte Module nicht nur bei diesen, sondern weit verstreut im Pflanzenreich vorkommen: „Aber man braucht nur an eine Nepenthes-Kanne zu denken (Kanne an sich, ihre Randgestaltung, die Färbung, die Gleitvorrichtungen, die Digestionsdrüsen usw.) oder an ein Dionaea-Blatt (Blattgestalt, Fühlborsten, Reizleitung, Bewegungsmechanismus, Digestionsdrüsen, Enzyme usw.), um zu erkennen, daß damit zwar Material für eine Erklärungsmöglichkeit gegeben ist, aber kein rechter Weg dafür. … Nach alledem bleibt heute, wohl noch lange und vielleicht für immer zu Recht bestehen, was Goebel vor mehr als 60 Jahren schrieb: ‚Wie wir uns indessen das Zustandekommen der merkwürdigen, dem Insektenfang dienenden Einrichtungen denken sollen, bleibt freilich unklar‘.“ Schmucker und Linnemann, 1959, 276, siehe Anm. 26.

29

Adolf Remane, Volker Storch und Ulrich Welsch, Evolution – Tatsachen und Probleme der Abstammungslehre, dtv, 1989 (Zitate S. 182 und 184).

30

Auf der genetischen Ebene stellen wir durch schrittweises „gene knock-out“ in mutationsgenetischen Experimenten fest, wie viele Erbfaktoren zum Beispiel für die Bildung und Funktion einer Bakteriengeißel oder eines anderen synorganisierten Systems notwendig sind. Wenn durch Mutation von insgesamt 30 einzelnen und unterschiedlichen Genen jedesmal die Bildung oder Funktion einer bestimmten Bakteriengeißel aussetzt, sind also mindestens diese 30 Gene für die Bildung und Funktion dieser Geißel notwendig.

31

Wolf-Ekkehard Lönnig, Auge widerlegt Zufalls-Evolution. Naturwissenschaftlicher Verlag, Köln, 2. Auflage 1989, Internet-Ausgabe 2003.

32

Stephen C. Meyer, Marcus Ross, Paul Nelson, and Paul Chien, The Cambrian Explosion: Biology’s Big Bang, in: Darwinism, Design, and Public Education (edited by John Angus Campbell and Stephen C. Meyer). Michigan State University Press, East Lansing, 2003, 323-402, Zitate S. 325 und S. 326. Eine neuere umfangreiche Monographie zur kambrischen Explosion hat James W. Valentine mit seinem Werk On the Origin of Phyla, University of Chicago Press, Chicago, vorgelegt.

33

A. Watson, Life on the high wire, Buchbesprechung, Nature 326, 1987, 651.

34

W. Schopf, XIV. International Botanical Congress, Abstracts, Berlin, 1987.

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35

Charles Robert Darwin, On the Origin of Species by Means of Natural Selection or, The Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life, 1859 (hier zitiert gemäß der Ausgabe der Wordsworth Classic of World Literature 1998, S. 233).

36

Weitere Details siehe Wolf-Ekkehard Lönnig, Mutations: the law of recurrent variation, in: J. Teixeira (ed.), Floriculture, Ornamental and Plant Biotechnology, Global Science Books, London, Vol. I, 2006, 601-607.

37

Dieses empirische Ergebnis ist in Übereinstimmung mit verschiedenen Ansätzen zur Wahrscheinlichkeitsfrage. Vgl. Klaus Wittlich, Über die Wahrscheinlichkeit der zufälligen Entstehung brauchbarer DNA-Ketten: http://www.weloennig.de/NeoD.html. Zur Widerlegung der zahlreichen Einwände vgl. Klaus Wittlich, Häufige Einwände zur Wahrscheinlichkeitsrechnung: http://www.weloennig.de/NeoD2.html und noch ausführlicher die direkte Diskussion mit einem Kritiker von Frieder Meis: Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung, Teil 1 und Teil 2: http://www.intelligentdesigner.de/

38

Factum, Evolutionstheorie: Erklärungen überzeugen nicht: http://www.factum-magazin.ch/wFactum_de/aktuell/2006_01_19_Diskussionsforum_Scherer_Gutman.php

39

Siehe Anm. 2.

40

Richard Lewontin, Billions and Billions of Demons, The New York Review of Books, Jan. 9, 1997, 31. Oder, um mit den Worten von ReMines einen weiteren Aspekt, nämlich einen Widerspruch im Naturalismus selbst hervorzuheben: „The rigid commitment to naturalism contains an inherent contradiction: a preference to do damage to natural laws rather than accept any element of the supernatural. Naturalism demandsthat any inconsistency be resolved by altering the theories which gave rise to it, thus causing theorists to despoil the very natural law they profess to be safeguarding. In the name of naturalism, they willingly jettison [aufgeben] our most thoroughly tested natural laws. In this way, naturalism can be downright anti-naturalistic.“ Walter James ReMine, The Biotic Message, St. Paul Science, Saint Paul Minnesota, 1993, 68.

41

Siehe weitere Beispiele in den Ausführungen von David DeWolf, John West, Casey Luskin, and Jonathan Witt, Traipsing into Evolution, Intelligent Design and the Kitzmiller vs. Dover Decision, Discovery Institute Press, 2006, 59-71.

42

Gerhard Heberer, Was heißt heute Darwinismus?, 1949, 2. Auflage 1960, 37.

43

Richard Nachtwey, Der Irrweg des Darwinismus, Morus-Verlag, 1959, 81.

44

Vgl. zum Begriffspaar Mikro- und Makroevolution die Ausführungen von Markus Rammerstorfer, Nur eine Illusion? Biologie und Design. Tectum-Verlag, 2006.

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45

Wolf-Ekkehard Lönnig, Dynamic genomes, morphological stasis, and the origin of irreducible complexity. In: Parisi V., De Fonzo V., Aluffi-Pentini F. (eds.), Dynamical Genetics, Research Signpost, Trivandrum, India, 2004, 101-119 (Zitat von S. 112). Zusammenfassung gemäß William A. Dembskis Buch The Design Revolution, Intervarsity Press, Downers Grove, USA.

46

Michael J. Behe, siehe Anm. 12 und 16, sowie Irreducible complexity. Obstacle to Darwinian evolution. In: Dembski, W. A., Ruse, M. (eds.) Debating Design: From Darwin to DNA, Cambridge University Press, Cambridge, 2004, 352-370.

47

David Berlinski, siehe die Aufführung seiner darwinismuskritischen Beiträge unter http://www.discovery.org/scripts/viewDB/index.php?command=view&id=51&isFellow =true

48

William A. Dembski, siehe Anm. 13, 20, 45, 46 sowie The Design Inference: Eliminating Chance Through Small Probabilities, Cambridge University Press, Cambridge, 1998, und No Free Lunch: Why Specified Complexity Cannot Be Purchased without Intelligence, Rowman & Littlefield, Lanham, 2002 und The Design Revolution, Intervarsity Press, Downers Grove, USA, 2004.

49

Wolf-Ekkehard Lönnig: Siehe die achtzig Literaturangaben unter http://www.weloennig.de/literatur1a.html.

50

Frieder Meis, siehe Anm. 37, 2006.

51

Stephan C. Meyer, siehe Anm. 21, 23, 32, sowie viele weitere Hinweise unter http://www.discovery.org/scripts/viewDB/index.php?command=view&id=11&isFellow =true

52

Markus Rammerstorfer, siehe Anm. 44, sowie seine zahlreichen Ausführungen unter http://members.aon.at/evolution/Aufsaetze.htm

53

Jonathan Wells, siehe Anm. 9, sowie sein kürzlich erschienenes Buch The Politically incorrect Guide to Darwinism and Intelligent Design, Regnary, 2006. Eine ganze Reihe von Aufsätzen findet der daran interessierte Leser unter http://www.discovery.org/scripts/viewDB/index.php?command=view&id=41&isFellow=true

54

Klaus Wittlich, siehe Anm. 37.

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55

Zur Frage nach Falsifikationskriterien für die These des intelligenten Ursprungs der Lebensformen siehe den Beitrag von Lönnig, Anm. 8.

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56

Wolf-Ekkehard Lönnig Coryanthes und Catasetum: Bietet die Synthetische Evolutionstheorie eine wissenschaftlich gesicherte Erklärung für den Ursprung der synorganisierten Strukturen dieser (und anderer) Orchideen? http://www.weloennig.de/CorCat.html.

57

Walter James ReMine diskutiert diese Frage ausführlich in seinem Buch The Biotic Message (Referenz unter Anm. 40).

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58

Wolf-Ekkehard Lönnig, siehe Anm. 45.

 
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